Rechtsanwalt und Sozialrecht

von Rechtsanwalt Sönke Nippel in Remscheid

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Bürgergeld online berechnen

Sanktionen im Bürgergeld (SGB II): Verfassungswidrig oder zulässig?

Beitrag vom 23.04.2019, aktualisiert am 01.11.2025

VG Wort - ZählpixelWie weit dürfen Leistungskürzungen bei Pflichtverletzungen im Bürgergeld gehen? Diese Frage beschäftigte das Bundesverfassungsgericht am 15. Januar 2019. Das Gericht prüfte, ob Kürzungen des Regelbedarfs um 30 %, 60 % oder sogar 100 % mit dem Grundgesetz vereinbar sind. Auslöser war ein Vorlagebeschluss des Sozialgerichts Gotha (SG Gotha, 26. Mai 2015 – S 15 AS 5157/14), das die Sanktionsregelungen des § 31a SGB II für verfassungswidrig hielt.

Hintergrund: Vorlage des Sozialgerichts Gotha

Urteil des SG Gotha vom 26. Mai 2015 – S 15 AS 5157/14

Die Kammer war überzeugt, dass § 31a SGB II i. V. m. § 31b SGB II gegen Art. 1 Abs. 1 GG i. V. m. Art. 20 Abs. 1 GG verstößt, weil sie das Grundrecht auf ein menschenwürdiges Existenzminimum verletzt.

Nach Auffassung des SG Gotha griffen die Sanktionsvorschriften tief in das Recht auf ein menschenwürdiges Existenzminimum aus Art. 1 Abs. 1 GG i. V. m. Art. 20 Abs. 1 GG ein. Außerdem sah das Gericht Verstöße gegen die Berufsfreiheit (Art. 12 GG) und das Recht auf körperliche Unversehrtheit (Art. 2 Abs. 2 GG).

Verhandlung vor dem Bundesverfassungsgericht

Das Bundesverfassungsgericht gliederte die mündliche Verhandlung in drei Themenkomplexe:

  1. Verfassungsrechtliche Maßstäbe und das dogmatische Konzept des Existenzminimums,
  2. Mitwirkungspflichten und Zumutbarkeit,
  3. Rechtsfolgen von Pflichtverletzungen – Kürzung oder Entzug existenzsichernder Leistungen.

Die Gliederung und Zielrichtung der Verhandlung wurden in einer offiziellen Pressemitteilung erläutert (BVerfG, Pressemitteilung 10. Januar 2019 – Sanktionen im SGB II).

Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts

Urteil des BVerfG vom 5. November 2019 – 1 BvL 7/16, 3. Leitsatz

3. Wird eine Mitwirkungspflicht zur Überwindung der eigenen Bedürftigkeit ohne wichtigen Grund nicht erfüllt und sanktioniert der Gesetzgeber das durch den vorübergehenden Entzug existenzsichernder Leistungen, unterliegt dies strengen Anforderungen der Verhältnismäßigkeit.

Das Gericht stellte fest, dass die damaligen Regelungen der § 31a SGB II und § 31b SGB II in Teilen gegen das Grundgesetz verstießen (BVerfG, 5. November 2019 – 1 BvL 7/16). Die Vorschriften durften jedoch bis zur Neuregelung weiter angewendet werden – allerdings nur unter strenger Beachtung der Verhältnismäßigkeit.

Urteil des BVerfG, Rdnrn. 182 ff., 210

§ 31a Abs. 1 S. 1–3 und § 31b Abs. 1 S. 3 SGB II sind in den Fällen des § 31 Abs. 1 SGB II mit dem Grundgesetz unvereinbar. Sie können bis zur gesetzlichen Neuregelung angewendet werden.

Folgen für das Bürgergeld

Neuregelung der Sanktionen im Bürgergeld

Mit dem Gesetz zum Bürgergeld wurden die §§ 31 ff. SGB II an die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts angepasst. Heute gelten abgestufte, verhältnismäßige Sanktionen – ein vollständiger Leistungsentzug ist nicht mehr zulässig.

Weiterführende Beiträge & Rechtsgrundlagen

Weiterführend zu Sanktionen und zur Berechnung des Bürgergeldes:

  • blau-weiße Würfel mit Paragrafen

    Sanktionen im Bereich des SGB II

    Voraussetzungen und Rechtsfolgen einer Sanktion im Bereich des SGB II (Hartz IV) ...| ... in einer ersten Stufe kann das Alg II um 30 % gemindert werden ... | mehr

  • Sprechblase mit Info-Symbol

    Absenkung des Arbeitslosengeldes II

    Keine Absenkung des Arbeitslosengeldes II gemäß § 31 SGB II bei Unzumutbarkeit der Arbeitsaufnahme - sittenwidriger Lohnwucher ... | mehr

  • Sanktionen im Bürgergeld (SGB II): Verfassungswidrig oder zulässig? 1

    Bürgergeld-Rechner 2025: Anspruch berechnen – Bedarf, Einkommen, Vermögen

    Kostenloser Bürgergeld-Rechner: Ermittelt den Gesamtbedarf (Regelbedarf, KdU, Mehrbedarfe), zieht anrechenbares Einkommen ab und berücksichtigt Schonvermögen/Karenzzeit – für Einzelperson & Bedarfsgemeinschaft. | mehr

Siehe auch:
§ 31a SGB II · § 31b SGB II.

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Sanktionen im Bürgergeld (SGB II): Verfassungswidrig oder zulässig?

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