Rechtsanwalt und Sozialrecht

von Rechtsanwalt Sönke Nippel in Remscheid

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Beitrag aufgelistet in: Sozialversicherungsrecht (… - Einführung » 5. Unfallversicherung

Dauer des Verletztengeldes: Ende nach 78 Wochen? | SGB VII

Beitrag vom 08.07.2013, aktualisiert am 14.11.2025

VG Wort - ZählpixelDer Anspruch auf Verletztengeld unterliegt keiner starren Höchstbezugsdauer. Das Bundessozialgericht stellte bereits 2007 klar, dass das SGB VII keine 78-Wochen-Grenze vorsieht – anders als beim Krankengeld nach dem SGB V. Der Anspruch endet ausschließlich nach den gesetzlichen Vorgaben des § 46 SGB VII.

  • 1. Grundsatz: Keine feste Höchstdauer
  • 2. Gesetzliche Beendigungsgründe (§ 46 SGB VII)
  • 3. 78-Wochen-Frist – nur unter zusätzlichen Voraussetzungen
  • 4. Rechtsprechung des BSG
  • 5. Widerspruch & Prognoseentscheidung
  • 6. Weiterführende Beiträge

1. Grundsatz: Keine feste Höchstdauer

Das Bundessozialgericht stellte mit Urteil vom 30.10.2007 – B 2 U 31/06 R ausdrücklich fest, dass das Verletztengeld nicht automatisch nach 78 Wochen endet:

BSG, Urteil vom 30.10.2007 – B 2 U 31/06 R
„Das SGB VII enthält **keine Höchstgrenze von 78 Wochen** für das Verletztengeld.“

Verletztengeld ist eine Lohnersatzleistung und wird gezahlt, solange die Voraussetzungen des § 45 SGB VII und § 46 SGB VII vorliegen.

2. Gesetzliche Beendigungsgründe (§ 46 SGB VII)

Nach § 46 Abs. 3 SGB VII endet das Verletztengeld:

  1. mit dem **letzten Tag der Arbeitsunfähigkeit**,
  2. mit dem Tag vor Beginn eines Anspruchs auf **Übergangsgeld**.

Sind Wiedereintritt der Arbeitsfähigkeit nicht zu erwarten und Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben nicht zu erbringen, endet das Verletztengeld gemäß § 46 Abs. 3 S. 2 SGB VII:

  1. mit dem Tag, an dem die Heilbehandlung so weit abgeschlossen ist, dass eine **zumutbare Erwerbstätigkeit** wieder aufgenommen werden kann,
  2. mit Beginn bestimmter Leistungen nach dem SGB V,
  3. im Übrigen **mit Ablauf der 78. Woche**, gerechnet ab Beginn der Arbeitsunfähigkeit, jedoch nicht vor Ende einer stationären Behandlung.

3. 78-Wochen-Frist – nur unter zusätzlichen Voraussetzungen

Die 78-Wochen-Frist greift nicht automatisch wie beim Krankengeld.

Voraussetzung für ein Ende nach 78 Wochen ist kumulativ:

  • es ist **nicht mehr mit Wiedereintritt der Arbeitsfähigkeit** zu rechnen und
  • **Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben** müssen ausgeschlossen sein.

Fehlt eine der beiden Prognosen, besteht das Verletztengeld weiter.

4. Rechtsprechung des BSG

Das BSG betont (Rn. 21):

BSG, 30.10.2007 – B 2 U 31/06 R, Rn. 21
„Beide in § 46 Abs. 3 S. 2 SGB VII genannten Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit der Verletztengeldanspruch enden kann.“

Leistungen zur beruflichen Rehabilitation verlängern den Anspruch regelmäßig.

5. Widerspruch & Prognoseentscheidung

Beachte:

Das Ende des Verletztengeldes ist **immer durch Verwaltungsakt** festzustellen. Die Berufsgenossenschaft muss eine **medizinische Prognoseentscheidung** treffen. Diese kann mit Widerspruch und Klage angegriffen werden.

6. Weiterführende Beiträge

Weiterführende Beiträge zur Verletztengeld & Verletztenrente, Wegeunfällen und MdE:

  • Dauer des Verletztengeldes: Ende nach 78 Wochen? | SGB VII 1

    Verletztengeld & Verletztenrente: Anspruch, Höhe & Berechnung

    Verletztengeld und Verletztenrente nach SGB VII einfach erklärt: Anspruch, Voraussetzungen, Höhe, MdE, Beispiele und Übergang vom Verletztengeld zur Rente. | mehr

  • Dauer des Verletztengeldes: Ende nach 78 Wochen? | SGB VII 2

    Die Verletztenrente: Anspruch, MdE & Berechnung (SGB VII)

    Arbeitsunfall oder Berufskrankheit? Wann besteht ein Anspruch auf Verletztenrente, wie wird die MdE bemessen und wie erfolgt die Berechnung nach SGB VII? | mehr

  • Dauer des Verletztengeldes: Ende nach 78 Wochen? | SGB VII 3

    Mehrere Arbeitsunfälle: Berechnung der Minderung der Erwerbsfähigkeit (MdE) (58 Zeichen ohne Klammern – perfekt im Limit)

    Wie wird die MdE bei mehreren Arbeitsunfällen berechnet? BSG-Rechtsprechung, getrennte Bewertung der Unfallfolgen, Voraussetzungen und relevante Vorschriften. | mehr

  • Dauer des Verletztengeldes: Ende nach 78 Wochen? | SGB VII 4

    Wegeunfall und Wegeunterbrechung – Wann entfällt der Versicherungsschutz? | SGB VII & Rechtsprechung

    Eine Wegeunterbrechung kann den Versicherungsschutz nach § 8 Abs. 2 Nr. 1 SGB VII entfallen lassen. Wann greift der Schutz beim Arbeitsweg, wann nicht? Urteile des BSG und LSG mit Beispielen zu Privateinkauf, Tanken und Briefkasteneinwurf. | mehr

  • Dauer des Verletztengeldes: Ende nach 78 Wochen? | SGB VII 5

    Bemessung der Minderung der Erwerbsfähigkeit (MdE) – Grundsätze nach § 56 SGB VII

    Wie wird die Minderung der Erwerbsfähigkeit (MdE) berechnet? Erfahren Sie, welche Maßstäbe § 56 SGB VII vorgibt, wann eine besondere berufliche Betroffenheit vorliegt und wie das BSG die Bemessung in wichtigen Urteilen (B 2 U 24/00 R, B 2 RU 47/90) auslegt. | mehr

Siehe auch:
§ 45 SGB VII · § 46 SGB VII · § 50 SGB VII · § 72 SGB VII

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Dauer des Verletztengeldes: Ende nach 78 Wochen? | SGB VII

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