Rechtsanwalt und Sozialrecht

von Rechtsanwalt Sönke Nippel in Remscheid

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Beitrag aufgelistet in: Sozialhilfe / Grundsicheru… - Einführung » 4. Mehrbedarfe

Bürgergeld online berechnen
Sozialhilfe online berechnen

Mehrbedarfe beim Bürgergeld & in der Sozialhilfe – Überblick

Beitrag vom 18.10.2025, aktualisiert am 20.10.2025

VG Wort – Zählpixel

Mehrbedarfe ergänzen die Regelleistungen im Bürgergeld und in der Sozialhilfe. Sie decken besondere Lebenslagen ab, die nicht durch den Regelbedarf abgedeckt sind – z. B. Schwangerschaft, Alleinerziehung, Behinderung, dezentrale Warmwasserbereitung oder kostenaufwändige Ernährung.

Die gesetzlichen Grundlagen finden sich in § 21 SGB II (Bürgergeld) und § 30 SGB XII (Sozialhilfe).

  • 1. Rechtsgrundlage & Systematik
  • 2. Arten von Mehrbedarfen
  • 3. Gängige Mehrbedarfe
  • 4. Besondere & seltene Mehrbedarfe
  • 5. Antrag & Nachweise
  • 6. Häufige Fragen
  • 7. Weiterführende Beiträge & Rechtsgrundlagen

1. Rechtsgrundlage & Systematik

Mehrbedarfe gehören zum laufenden Lebensunterhalt und werden zusätzlich zum Regelbedarf gewährt, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind.

  • Bürgergeld: § 21 SGB II – regelt Mehrbedarfe für Erwerbsfähige.
  • Sozialhilfe: § 30 SGB XII – regelt Mehrbedarfe in der Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung.
Beispielhafte Struktur

Regelbedarf = Grundbedarf (z. B. Ernährung, Kleidung),
Mehrbedarfe = Zusatzleistungen (z. B. Schwangerschaft, Warmwasser),
Unterkunftskosten = Miete & Heizung,
Gesamtbedarf = Regelbedarfe + Mehrbedarfe + Unterkunftskosten – Einkommen.

2. Arten von Mehrbedarfen

Die Mehrbedarfe lassen sich in zwei Gruppen einteilen:

  • Laufende Mehrbedarfe – werden regelmäßig gezahlt, solange die Voraussetzungen bestehen (z. B. Alleinerziehung, Krankheit, Behinderung).
  • Einmalige Bedarfe – werden gesondert gewährt, wenn ein besonderer Anlass vorliegt (z. B. Erstausstattung, Geburt, medizinische Geräte).

3. Gängige Mehrbedarfe

a) Mehrbedarf für Alleinerziehende

Nach § 21 Abs. 3 Nrn. 1 und 2 SGB II erhalten Alleinerziehende je nach Kinderzahl und Alter 12–60 % des Regelbedarfs zusätzlich. Maßgeblich sind die Zahl und das Alter der Kinder.

Zahl & Alter der Kinder Prozentsatz Betrag (ca. – Stand: 2025)
1 Kind unter 7 Jahren oder 2 + Kinder unter 16 Jahren 36 % ≈ 203 €
1 Kind über 7 Jahre 12 % ≈ 68 €
2 Kinder (beide über 7, aber unter 16) 24 % ≈ 135 €
3 Kinder 36 % ≈ 203 €
4 Kinder 48 % ≈ 270 €
5 oder mehr Kinder 60 % (Höchstwert) ≈ 338 €

Die genaue Einstufung hängt von Zahl und Alter der Kinder ab (siehe Fachanweisung der BA zu § 21 SGB II).

b) Mehrbedarf bei dezentraler Warmwasseraufbereitung

Wenn Warmwasser nicht zentral über die Miete, sondern dezentral (z. B. Durchlauferhitzer, Boiler) erzeugt wird, entsteht ein Mehrbedarf. Grundlage: § 21 Abs. 7 SGB II. Häufig übersehen! Ein Antrag kann rückwirkend über § 44 SGB X gestellt werden.

Regelbedarfsstufe Personengruppe Prozentsatz Betrag (ca.)
RBS 1 Alleinstehende 2,3 % ≈ 13 €
RBS 2 Partner in BG 2,3 % ≈ 12 €
RBS 3 Erwachsene u 25 J. im Haushalt anderer 1,4 % ≈ 8 €
RBS 4 Jugendliche 14–17 Jahre 1,2 % ≈ 7 €
RBS 5 Kinder 6–13 Jahre 1,0 % ≈ 6 €
RBS 6 Kinder unter 6 Jahren 0,8 % ≈ 4 €

Wird häufig übersehen – bei dezentraler Warmwasserbereitung immer angeben!

c) Mehrbedarf für Schwangere

Ab der 13. Schwangerschaftswoche: Zuschlag von 17 % des Regelbedarfs (§ 21 Abs. 2 SGB II). Gilt auch im Sozialhilferecht nach § 30 Abs. 2 SGB XII.

Zeitraum Prozentsatz Betrag (ca.)
Ab der 13. Schwangerschaftswoche bis zur Entbindung 17 % ≈ 96 €

d) Mehrbedarf bei Behinderung

35 % Zuschlag im Bürgergeld (§ 21 Abs. 4 SGB II), 17 % in der Sozialhilfe (§ 30 Abs. 1 SGB XII). Details: Mehrbedarf bei Behinderung – Bürgergeld & Sozialhilfe im Vergleich.

Vertiefend zum Mehrbedarf bei Behinderung:

  • Mehrbedarf für behinderte Menschen nach SGB II & SGB XII

    Mehrbedarf bei Behinderung erklärt: 35 % Zuschlag im Bürgergeld (§ 21 SGB II) · 17 % im Sozialgeld (§ 23 SGB II) · Mehrbedarf nach § 30 SGB XII. Urteil BSG B 4 AS 29/09 R

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e) Mehrbedarf wegen kostenaufwändiger Ernährung

Bei ärztlich bestätigtem Ernährungsmehraufwand – z. B. Zöliakie, Dialyse, Mukoviszidose. Grundlage: § 21 Abs. 5 SGB II und § 30 Abs. 5 SGB XII.

Vertiefend zur kostenaufwändigen Ernährung:

  • Mehrbedarf wegen kostenaufwändiger Ernährung – § 30 Abs. 5 SGB XII (mit § 21 Abs. 5 SGB II)

    Voraussetzungen, Nachweise & Höhe: Mehrbedarf nach § 30 Abs. 5 SGB XII (Parallelvorschrift § 21 Abs. 5 SGB II). Deutsche-Verein-Empfehlungen als Orientierung, Antrag, Rückwirkung, Praxis-Tipps.

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4. Besondere & seltene Mehrbedarfe

  • Härtefälle (§ 21 Abs. 6 SGB II): für atypische, vom Regelbedarf nicht erfasste Bedarfe.
  • Schulbedarfe (§ 28 Abs. 3 SGB II): eigenständige Leistung für Kinder im Bürgergeldbezug.
  • Erstausstattungen (§ 24 Abs. 3 SGB II / § 31 SGB XII): Sonderbedarfe für Wohnung, Bekleidung, Schwangerschaft oder Geburt.
Hinweis

Einmalige Bedarfe sind kein Mehrbedarf im engeren Sinn, werden aber häufig in der Verwaltungspraxis ähnlich behandelt.

Vertiefend zur Erstausstattung:

  • Erstausstattung beim Bürgergeld und in der Sozialhilfe – Einmalige Bedarfe nach § 24 SGB II und § 31 SGB XII

    Erstausstattung für Wohnung, Bekleidung und Geburt – Leistungen nach § 31 SGB XII (Sozialhilfe). Voraussetzungen, Pauschalen und Abgrenzung zu § 24 SGB II (Bürgergeld).

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5. Antrag & Nachweise

  • Antragspflicht: Mehrbedarfe werden nicht automatisch gewährt – rechtzeitig beantragen!
  • Nachweise: z. B. ärztliche Bescheinigungen, Energieabrechnungen, Schwangerschaftsnachweise.
  • Rückwirkung: Überprüfungsantrag nach § 44 SGB X möglich (z. B. Warmwasser-Zuschlag).
Praxis-Tipp

Im Bescheid prüfen: Sind alle Mehrbedarfe aufgeführt? – Fehlende Zuschläge sollten sofort nachgefordert werden.

6. Häufige Fragen

Wer hat Anspruch auf Mehrbedarfe?

Jede leistungsberechtigte Person, bei der ein gesetzlich anerkannter besonderer Bedarf vorliegt (z. B. Schwangerschaft, Behinderung, Alleinerziehung).

Wie hoch sind die Mehrbedarfe insgesamt?

Die Zuschläge können sich summieren, dürfen aber den Regelbedarf nicht überschreiten (§ 21 Abs. 8 SGB II).

Kann ich Mehrbedarfe rückwirkend geltend machen?

Ja, über den Überprüfungsantrag nach § 44 SGB X, wenn sie zu Unrecht nicht bewilligt wurden.

Gibt es Mehrbedarfe auch in der Sozialhilfe?

Ja – die Regelungen in § 30 SGB XII entsprechen weitgehend denen in § 21 SGB II.

7. Weiterführende Beiträge & Rechtsgrundlagen

Weiterführend zu Mehrbedarfen und Einmalbedarfen:

  • Mehrbedarfe beim Bürgergeld & in der Sozialhilfe – Überblick 1

    Mehrbedarf für behinderte Menschen nach SGB II & SGB XII

    Mehrbedarf bei Behinderung erklärt: 35 % Zuschlag im Bürgergeld (§ 21 SGB II) · 17 % im Sozialgeld (§ 23 SGB II) · Mehrbedarf nach § 30 SGB XII. Urteil BSG B 4 AS 29/09 R | mehr

  • Mehrbedarfe beim Bürgergeld & in der Sozialhilfe – Überblick 2

    Mehrbedarf wegen kostenaufwändiger Ernährung – § 30 Abs. 5 SGB XII (mit § 21 Abs. 5 SGB II)

    Voraussetzungen, Nachweise & Höhe: Mehrbedarf nach § 30 Abs. 5 SGB XII (Parallelvorschrift § 21 Abs. 5 SGB II). Deutsche-Verein-Empfehlungen als Orientierung, Antrag, Rückwirkung, Praxis-Tipps. | mehr

  • Mehrbedarfe beim Bürgergeld & in der Sozialhilfe – Überblick 3

    Erstausstattung beim Bürgergeld und in der Sozialhilfe – Einmalige Bedarfe nach § 24 SGB II und § 31 SGB XII

    Erstausstattung für Wohnung, Bekleidung und Geburt – Leistungen nach § 31 SGB XII (Sozialhilfe). Voraussetzungen, Pauschalen und Abgrenzung zu § 24 SGB II (Bürgergeld). | mehr

  • Mehrbedarfe beim Bürgergeld & in der Sozialhilfe – Überblick 4

    Umgangsrecht Kosten im Bürgergeld – Mehrbedarf, Unterkunft, Fahrten

    Umgangsrecht & Kosten: Wer zahlt Fahrten, Unterkunft & Mehrbedarf beim Bürgergeld? Mit BVerfG/BSG-Urteilen und Tipps für Antrag & Nachweise. | mehr

Siehe auch:
§ 21 SGB II · § 30 SGB XII · § 24 Abs. 3 SGB II · § 44 SGB X

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Mehrbedarfe beim Bürgergeld & in der Sozialhilfe – Überblick

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